Blog

Birlingers Perspektiven

Zeit für ein neues Miteinander

Die Corona Krise - Gedanken zur gegenwärtigen Lage

Meist ist unser Alltag von allen möglichen Problemen gefärbt. Und nun erleben wir, wie schnell sich diese Probleme durch eine ganz unerwartete und existenzielle Herausforderung relativieren. Sicher wirst du momentan von vielen Seiten mit Informationen zum Thema Corona-Virus versorgt.

Bitte keine Panik
Leider ist es derzeit niemandem möglich, die Situation komplett einzuschätzen. Die getroffenen Maßnahmen der Regierung sind nachvollziehbar und wichtig. Jede Form von Panikmache (= unbewusste Angst!) hingegen ist kontraproduktiv. Lass dich bitte keinesfalls davon anstecken! Erinnere dich: Angst ist ok, solange es bewusste Angst ist. Doch wenn sie unbewusst ist, blockiert sie dich in deinem Denken und Handeln. Als Teilnehmer/in unserer Traininigs hast du jetzt die Möglichkeit, deine Angst bewusst zu nutzen, um wach und kreativ mit dem umzugehen, was ist. Zu diesem Thema wirst du in der nächsten Zeit noch mehr von uns lesen. Vorerst möchten wir gerne aus einer anderen Perspektive einen Blick auf diese aktuelle Krise der Menschheit und unseres Planeten werfen.

Eine neue, nie dagewesene Realität
Die akute Bedrohung durch die Corona-Pandemie schafft in diesen Tagen für jeden von uns eine neue Realität. Ein Bedrohungs-Szenario, das es in den vergangenen Jahrzehnenten in vergleichbarer Form in unserem Land nicht gab. Viele Menschen sind offensichtlich besorgt, dass sie sich mit dem Virus infizieren könnten und haben Angst vor den möglichen Folgen.
Auch wenn sich die Angst um uns selbst vielleicht noch in Grenzen hält, so ist doch die Sorge um ältere Mitmenschen, vielleicht auch unsere eigenen Eltern und Großeltern, durchaus berechtigt.

Ein Symptom einer umfassenderen Krankheit
Doch was wäre, wenn das Corona-Virus nur ein Symptom einer viel größeren Krankheit ist? Wenn die wirkliche Bedrohung eine ganz andere ist? Ist das Virus nicht Ausdruck und Folgeerscheinung einer globalen Weltanschauung, die längst weitere Phänomene, wie z.B. ein extremes Bevölkerungswachstum, globale Erwärmung, Umweltkatastrophen, Kriege um Ressourcen etc. verursacht hat? Der im vergangenen Jahr verstorbene amerikanische Psychiater Claudio Naranjo schrieb dazu folgenden bezeichnenden Satz: Wenn wir den Zustand unseres Planeten als Krankheit bezeichnen, so schlage ich als Diagnose unseres Leidens die patriarchale Ordnung unseres Geistes und der Gesellschaft vor.

Die patriarchale Ordnung als Grunderkrankung
Diese patriarchale Weltordnung hat ihren Ursprung bereits vor 6.000 bis 10.000 Jahren. In dieser Zeit begannen die Menschen seßhaft zu werden und waren seitdem nicht mehr als Jäger und Sammler unterwegs, sondern begannen damit, Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. So ist es kein Zufall, dass in diese Zeit auch die Entstehung unseres Besitz- und Mangeldenkens fällt. Wenn vorher die Natur allen zur Verfügung stand und man sich von der Natur nur das nahm, was sie einem gab, war es nun plötzlich "mein" Vieh und "mein" Acker- und Weideland. Auf einmal drehte sich alles um "Ich" und "mein" und "mehr und mehr", bis hin zu unserem heute allgegenwärtigen "größer, schneller, weiter".

Das Problem an der Wurzel packen
Es ist sehr wahrscheinlich, dass wir genau mit dieser Haltung nicht nur uns, sondern auch unseren Planeten krank gemacht haben. Wenn wir unseren sichtbar ausgebeuteten und erschöpften Planeten heilen wollen (und uns mit dazu!), dann scheint es unabdingbar, dieses Phänomen mit seinen Auswirkungen genau zu verstehen und es an der Wurzel anzupacken. Demonstrationen und Petitionen gegen die allgegenwärtige Ausbeutung und Zerstörung unseres Planeten sind sinnvoll und wichtig, doch bleiben all diese Aktionen leider immer nur eine Symptombehandlung. Ohne Heilung der tieferliegenden Ursache wird dieses unbewusste und destruktive Gier- und Macht-Spiel immer weiter gehen.

Gewinnen, ohne Rücksicht auf Verluste
Dieses weltweit verbreitete Spiel, das wir im Patriarchat spielen, nennen wir in unserem Trainings-Kontext Unbewusstes Theater. Die oberste Prämisse in diesem Spiel lautet: "Ich will um jeden Preis gewinnen, und was mit dir ist, ist mir egal!" Es ist ein Spiel, das im Kontext von Mangel steht. Dahinter steckt immer die unbewusste Annahme, dass nicht genug für alle da sei und folglich die Angst, dass ICH deshalb nicht genug bekommen könnte. Dabei ist keiner der Mitspieler dazu bereit, Verantwortung zu übernehmen. Vordergründig scheint es zwar immer einen Gewinner und einen oder mehrere Verlierer zu geben. Wie uns aber gerade unmißverständlich vor Augen geführt wird, steuert dieses Spiel immer auf ein Ende zu, bei dem alle verlieren. Dieses Spiel, das wir im Kleinen mit unseren Mitmenschen spielen, hat uns im Großen dahin gebracht, wo wir heute als Menschheit stehen.

Wir finden jede Menge Ausflüchte
Obwohl unser Planet seit langem und für jedermann sichtbar kurz vor dem Kollaps steht, konnten wir bisher immer noch gut über diese Realität hinweggehen. Die Krankheitssymptome unseres Planeten waren in unserer reichen westlichen Welt nie konkret angekommen und deswegen auch nicht wirklich greifbar. So konnten wir es uns in unserem Ohrensessel weiterhin gemütlich machen und uns der trügerischen Hoffnung hingeben, dass schon alles nicht so schlimm kommen würde. Die Auswirkungen unserer eigenen zerstörerischen Handlungen waren bisher paradoxerweise vorwiegend in den ärmeren Teilen der Welt, nicht aber in unserer reichen westlichen Welt spürbar. Die meisten von uns sind sich zwar einig darüber, dass "endlich etwas getan werden müsse", aber spätestens in dem Moment, in dem es darum geht, konkret Verantwortung zu übernehmen und bestimmte Verhaltensweisen zu verändern, finden wir jede Menge Ausflüchte.

Jetzt wird es auch für uns konkret
Mit der Corona-Pandemie werden nun auch wir, die Bewohner der reichen Teile der Welt, mit den Folgen unseres Handelns konfrontiert. Corona ist definitiv eine Herausforderung und ein Stresstest für unser soziales und wirtschaftliches System. Um die exponentielle Verbreitung der Pandemie – und damit den drohenden Kollaps des medizinischen und des sozialen Systems – zu verhindern, sind wir alle gefordert, uns dieser neuen Realität mit allen Konsequenzen zu stellen. Doch was machen wir, wenn wir durch diese Zeiten hindurchgegangen sind? Sind wir dann froh, dass wir wieder weitermachen können, wie bisher?

Wir beschreiten die alten Wege
Diese Pandemie könnte noch viel mehr sein, als eine Herausforderung und ein Stresstest. Was auf unserem Planeten gerade geschieht, könnte eine große Chance für Veränderung und ein Umdenken sein. Bisher lassen wir diese Gelegenheit leider ungenutzt. Statt uns empathisch und solidarisch zu zeigen und uns gegenseitig zu unterstützen, beschreiten wir immer noch die ausgetretenen alten Wege und spielen weiter das bekannte Spiel, das auf Mangeldenken gründet. "Amerika first" oder "ICH zuerst". Hauptsache ICH gewinne, alle anderen sind mir egal. Die Bilder von leergeräumten Toilettenpapier-Regalen in den Supermärkten sprechen in dieser Hinsicht eine eigene Sprache.

Alles ist mit allem verbunden
Statt weiter zu machen, wie bisher, könnten wir alle in diesen Tagen damit beginnen, "über innere Grenzen" zu gehen und ein neues Spiel zu spielen. In unseren Trainings leiten wir die Erklärung zu diesem neuen Spiel mit den Worten ein: "Wie wäre es, wenn wir sehen könnten, dass wir alle miteinander verbunden sind und dass wir sowieso nur alle miteinander gewinnen können?" Ja, wie wäre das für dich? Jeder ist mit jedem und alles ist mit allem verbunden! Das Corona-Virus führt uns genau das in aller Deutlichkeit vor Augen.

Der Wecker klingelt - aufwachen
So einschneidend die Erfahrungen im Moment für uns alle auch sein mögen: Diese Situation ist definitiv auch eine einzigartige Gelegenheit für einen Neuanfang. Wir alle erhalten gerade globales Feedback! Und diesmal ist der Wecker so laut, dass es keine Option mehr ist, weiterzuschlafen und so zu tun, als wäre nichts. Die Chance ist, endlich aufzuwachen! Zu verstehen, erkennen und am eigenen Leib zu spüren, dass das alte Spiel definitiv nicht funktioniert. Nie funktioniert hat.

Es geht um eine lebenswerte Zukunft
Albert Einstein hat gesagt: "Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind."
Wenn wir etwas verändern wollen, dann ist es höchste Zeit, aus den patriarchalen Denkstrukturen und dem damit verbundenen Mangelspiel auszusteigen. Lass uns ein neues Spiel spielen. Es geht um so unglaublich viel mehr, als diese Pandemie zu überstehen. Es geht um eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen und für alles, was auf unserer Erde lebt.

Keine Verlierer - nur Gewinner
Lass uns allen anderen vorleben, wie viel schöner und lebenswerter es ist, ein neues Spiel zu spielen, in dem es keine Verlierer, sondern nur Gewinner gibt - das Spiel, das wir in unseren Trainings Bewusstes Theater nennen. Die oberste Prämisse dieses neuen Spiels lautet: Ich gewinne nur dann, wenn auch du gewinnst. Und wenn du verlierst, dann verliere ich auch!
Es ist ein Spiel, in dem jeder das Große Ganze an die erste Stelle setzt. Ein Spiel, in dem jeder gerne Verantwortung übernimmt, weil er weiß, dass das ein Privileg, eine Freude und vor allem menschenwürdig ist.

Willkommen im neuen Spiel
Wenn wir unser Leben und das unserer Mitmenschen in diesen Tagen schützen wollen, sind wir gefordert, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung für uns und in gleichem Maße für die Menschen in unserer Umgebung. Das ist der Beginn eines neuen Spiels. Und wenn wir dauerhaft ein menschenwürdiges Leben in Fülle für alle Menschen gestalten wollen, dann sind wir jetzt gefordert, die Zeichen der Zeit zu erkennen und für das Große Ganze Verantwortung zu übernehmen.

Wenn du erkennst, dass alles miteinander verbunden ist, dann weißt du auch, dass sich nicht nur Viren weltweit verbreiten können, sondern mindestens genauso schnell Mitgefühl, Solidarität und Anteilnahme.

Willkommen im neuen Spiel!

Newsletter